Wie meine erste “Freundin” mir das Herz brach.

Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre war die Pop-Kultur auf dem Höhepunkt und jedes Jahr wurde technologisch alles ein bisschen geiler, schneller und aufwendiger. Genau in dieser Zeit bekam ich zu meiner ersten Kommunion ein Geschenk welches mein Leben massiv beeinflussen sollte: einen Amiga 500.

Ich hatte bis dato von diesem Computer nur gehört aber vorher bereits das Glück gehabt auf dem Commodore C64 meines Onkels erste Erfahrungen mit Computerspielen machen zu dürfen. Der 8-bittige C64 ist bis heute der meistverkaufte Computer aller Zeiten und so war es damals nur Konsequent auf den 16-Bit Nachfolger zu setzen. Meine Eltern machten damals einen schlauen Move: Wochen vor der Kommunion bekam ich bereits die Handbücher damit ich später nicht nur damit spiele oder etwas kaputt mache. Natürlich habe ich aus absoluter Neugier und Ungeduld begonnen mich mit den Handbüchern auseinanderzusetzen und auch wenn ich damals eigentlich viel zu jung war um wirklich zu verstehen wurde mir schnell bewusst dass dieser Computer unfassbar viel mehr kann als ein paar raubkopierte Spiele vom Schulhof zu spielen.

Ich habe ChatGPT gefragt was am Betriebssystem des Amiga so besonders war: Das Amiga-Betriebssystem, genannt AmigaOS, war eines der fortschrittlichsten seiner Zeit und hatte einige besondere Eigenschaften, die es von anderen Computern und Betriebssystemen unterschieden.

Eine der wichtigsten Eigenschaften des AmigaOS war seine Multitasking-Fähigkeit. Im Gegensatz zu anderen Betriebssystemen der damaligen Zeit, die nur in der Lage waren, eine Anwendung auf einmal auszuführen, konnte der Amiga mehrere Anwendungen gleichzeitig ausführen. Dies ermöglichte es Benutzern, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, ohne dass eine Anwendung die andere beeinträchtigte.

Ein weiteres herausragendes Merkmal des AmigaOS war seine grafische Benutzeroberfläche. Im Gegensatz zu den textbasierten Benutzeroberflächen anderer Betriebssysteme, die damals üblich waren, hatte der Amiga eine vollständig grafische Benutzeroberfläche, die es Benutzern ermöglichte, ihre Computer auf einfache und intuitive Weise zu steuern.

Ein weiteres Merkmal des AmigaOS war die Unterstützung von Hard- und Software-Erweiterungen, die es Benutzern ermöglichten, ihre Computer an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen. Diese Erweiterungen ermöglichten es Benutzern, ihre Computer mit zusätzlichen Speicher, Grafik- und Soundkarten, Modems und anderen Peripheriegeräten aufzurüsten.

Insgesamt war das AmigaOS ein fortschrittliches und innovatives Betriebssystem, das seiner Zeit weit voraus war. Es hatte einige der fortschrittlichsten Multitasking- und grafischen Benutzeroberflächen-Funktionen, die es Benutzern ermöglichten, ihre Computer auf einfache und intuitive Weise zu steuern und an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Man muss sich das so vorstellen: In Zeiten wo man auf IBM-kompatiblen damit beschäftigt war die AUTOEXEC.BAT anzupassen um ein paar Kilobyte mehr RAM zu bekommen damit Commander Keen in 4 Farben lief oder auf dem C64 mit PEEKs und POKEs in einem Basic Interpreter Assembler um sich werfen musste um in einem Basic-Interpreter die Hardware anzusprechen gab es hier ein Multitasking-Betriebssystem mit modernen Entwicklertools und Kreativ-Bomben wie Deluxe Paint. Letzteres wurde von Electronic Arts entwickelt die hier ihren Siegeszug begannen. Spätere Hardware Entwicklungen wie das CDTV, eine Kombination aus Amiga und Multimedia-Abspielgerät zeigen dass die Philosophie allen anderen Lichtjahre voraus war.

Nicht nur meinen Freunden, deren Amiga-Erfahrungen sich hauptsächlich auf das Zocken beschränkten sondern auch dem Commodore Management war nicht bewusst was der Amiga überhaupt war. Schließlich war er keine Eigenentwicklung sondern wurde zugekauft in der Hoffnung den Erfolg des C64 in der 16-bit Ära fortzusetzen und günstige Computer an Teenager zu verkaufen. So verwundert es dann auch nicht wirklich dass man dort nur versuchte die Kuh zu melken bis es keine Kuh mehr gab. Statt weiter in diesem Tempo auf innovation zu setzen versuchte man mit Modellen wie dem Amiga600 so billig wie möglich 16-Bit Spieler anzuziehen. Der Amiga 4000 bzw. 1200 kam zu spät, die Spielkonsole CD32 konnte nicht in hohen Stückzahlen geliefert werden und so kam dann Mitte der 90er auch die Insolvenz. Versuche der Wiederbelebung durch ESCOM schlugen aus vielerlei Gründen fehl und so brach mein Herz als ich mir Ende der 90er das Ende eine Ära eingestehen und mit Windows98 gefühlt 1000 Schritte zurückgehen musste. Das war für mich gefühlt ein massives Downgrade.

Bis heute hat der Amiga eine unfassbar treue Fangemeinde: Cloanto liefert mit AmigaForever ein tolles Emulatorpaket, Jens Schönfeld baut mit Individual Computers sehr tolle Hardware (ACA500plus ist wirklich stark) und mit AmigaOS4 und MorphOS wird das System auf PowerPC Basis tatsächlich noch weiterentwickelt. Dennoch : all das ist nur noch eine blasse Erinnerung und ich bin mir sicher dass Amiga heute den Stand von Apple gehabt hätte …

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