Ohne Freiheit ist alles nichts.

Freiheit ist kein Kuschelwort. Kein warmer Mantel, in den man sich einkuschelt, wenn draußen die Welt zu laut wird. Freiheit ist rau, unbequem und manchmal schmerzhaft. Sie bedeutet, dass man Entscheidungen trifft – und mit den Konsequenzen lebt.

Wer Freiheit will, muss Verantwortung tragen. Das ist der Deal. Freiheit ohne Verantwortung ist nicht existent weil beides einander bedingt. Freiheit heißt, Fehler machen zu dürfen – aber eben auch, die Rechnung dafür selbst zu bezahlen.

Freiheit ist immer ein Risiko

Aber: nur wer riskiert kann auch gewinnen. High Risk, High Reward, wie es so schön heißt. Ohne Risiko keine Innovation, ohne Gefahr keine Veränderung, ohne den Mut zum Scheitern kein Fortschritt. Es wird erst dann gefährlich, wenn man den Menschen das Recht nimmt, auch die negativen Konsequenzen ihres Handelns zu spüren. Wenn wir jedes Risiko abfedern, jede Verantwortung vergesellschaften, jeden Fehler kollektiv weichzeichnen – dann schaffen wir nicht Sicherheit, sondern Stillstand.

Wer das Risiko eliminiert, eliminiert auch die Möglichkeit zu wachsen.
Und wer Menschen jede Form von Konsequenz nimmt, nimmt ihnen am Ende auch ihre Mündigkeit.

Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Mit 27 Jahren habe ich meinen sicheren Job in einem Industrieunternehmen gekündigt. Ein Job mit festem Gehalt aber ohne Perspektive. Für viele nach wie vor der saarländische Traum. Ich habe ihn ab hinter mir gelassen, um in die Musikindustrie zu gehen. In eine Zeit vor Streaming und nach der CD. Eine Zeit, in der kaum jemand wusste, wie man mit Musik überhaupt noch Geld verdienen sollte.

Aber genau das hat mich gereizt. Diese Unsicherheit. Diese Leere, in der man selbst etwas bauen muss, weil es noch keiner getan hat. Natürlich war das schwer – aber es war eine echte Entscheidung. Und es war eine freie Entscheidung.

Freiheit ist nicht die Abwesenheit von Leid.
Genauso wie Mut nicht die Abwesenheit von Angst ist.

Beides gehört zusammen. Wer frei sein will, muss auch bereit sein, Schmerz zuzulassen – den Schmerz des Zweifelns, des Scheiterns, des Loslassens. Aber genau daraus entsteht Tiefe. Mut entsteht nicht, weil man keine Angst hat, sondern weil man sie überwindet. Und Freiheit entsteht nicht, weil alles leicht ist, sondern weil man sich trotzdem entscheidet.

Aber Freiheit kann auch Spaß machen.
Dann, wenn ein Plan aufgeht.
Dann, wenn die Belohnung kommt – oft aufgeschoben, aber größer als je zuvor.

Dieses Gefühl, wenn etwas, für das man gewagt hat, plötzlich fliegt. Wenn eine Idee, die keiner verstanden hat, plötzlich Sinn ergibt. Wenn sich all die schlaflosen Nächte, Zweifel und Risiken in einem Moment auflösen – und man weiß: Es hat sich gelohnt.

Freiheit ist auch das. Nicht nur Last, sondern Leichtigkeit. Nicht nur Verantwortung, sondern auch Euphorie. Der süße Moment, in dem das Leben zurücklächelt und man spürt, dass der eigene Weg, so verrückt er manchmal war, genau richtig war.

Ich weiß aber auch: Das ist nicht für jeden. Dieses Risiko, dieses Leben zwischen Euphorie und Abgrund. Auch das ist Freiheit – sich für das Sichere, das Bekannte, das Planbare zu entscheiden. Es gibt kein richtig oder falsch, solange die wirklich Entscheidung frei ist.

Aber es braucht eben auch die Entdecker. Die, die losgehen, bevor es eine Karte gibt. Oder die, die Umwege machen, weil sie den Kartenmachern misstrauen und wissen, dass man dort manchmal Dinge findet, die kein Plan vorhersehen könnte.

Das dürfen wir als Gesellschaft nicht vergessen. Wenn wir alle nur noch Sicherheit suchen, bleibt am Ende keiner mehr übrig, der das Neue entdeckt.

Freiheit ist kein Allheilmittel. Sie ist nicht die Antwort auf alles. Es gibt Momente, da braucht es Grenzen, Regeln, Strukturen. Aber ohne Freiheit werden nicht mehr die richtigen Fragen gestellt.

Denn nur wer frei ist, kann fragen: Warum eigentlich?
Nur wer frei denkt, kann Neues denken.
Und nur wer frei handeln darf, kann Verantwortung übernehmen – für sich, für andere, für das, was bleibt.

Ohne Freiheit ist alles nichts.

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